Ich renne.
Immer weiter.
Klatsch, klatsch, machen meine Füße auf dem Boden.
Vom bewussten Laufen kann schon lange keine Rede mehr sein.
Jetzt heißt es nur noch durchhalten.
Mithalten.
Doch so sehr ich mich auch anstrenge, immer kommt jemand neues in Sicht.
Jemand, den es wieder einzuholen gilt.
Zu übertrumpfen.
Dann fängt es an zu regnen.
Die ersten Tropfen fallen.
Fallen vor mich – auf den Asphalt.
Abrupt halte ich inne.
Japse nach Luft.
Wann war der Moment, in dem ich verpasst habe, dass ich den weichen Waldboden gegen diesen aschfahlen Asphalt eingetauscht habe?
Und dann überkommt es mich:
Ich bin vom Weg abgekommen.
Von MEINEM Weg.
Blindlings bin ich anderen hinterhergelaufen.
Weil sie angeblich den Weg kannten.
Habe versucht, mit ihnen Schritt zu halten, sie zu überholen.
Nur, damit wieder jemand Neues auftauchte.
Mit einer neuen Strategie, einem neuen Weg.
Und selbst?
Selbst habe ich mich dabei verrannt.
Verausgabt und vergessen, wo ICH eigentlich hinwollte.
Anstatt das zu erkennen und zu verstehen, habe ich hier etwas missverstanden:
Dass es nicht darum geht, mit allem und jedem mitzuhalten – schon gar nicht mit Menschen, die meine Werte nicht teilen, die andere Ziele haben oder viel weiter sind als ich.
Sondern darum, den eigenen Weg zu genießen. Zu entdecken, was einem links und rechts begegnet, selbst zu entscheiden, welche Blumen und Blüten ich mitnehme, welches Unkraut ich hinter mir lasse und welche Abzweigungen ich nehme.
Ja, vielleicht mag das nicht die kürzeste Route sein. Vielleicht mag er die einen oder anderen Steinchen mehr beherbergen, mich auf Umwege führen.
Doch immer wird es mein Weg sein.
Und weißt du, was das Schönste daran ist?
Auf diesem Weg kann mich niemand überholen.
Also wende ich mich von dem ausgetretenen Asphalt ab und kehre um.
Auf meinen Waldboden, auf dem es sich gleich viel angenehmer läuft.
Weicher.
Leichter, irgendwie.